Wolfgang Haberls neues Buch über Rio Reiser (eigentlich Ralph Christian Möbius) erzählt die aufregende Lebens- und Werkgeschichte des Frontsängers der Ton Steine Scherben, der nach der Auflösung der Band eine zehnjährige Solokarriere startete. Die moderne deutsche U-Musik wurde trotz Reisers frühen Todes nachhaltig von ihm geprägt. Neben wesentlichen biographischen Fakten liegt der Schwerpunkt der Studie in der Aufarbeitung des historisch-kulturellen Umfelds. In zahlreichen Exkursen werden nicht nur das den Künstler prägende „rote Jahrzehnt“ von 1967 bis 1977, sondern auch andere wichtige Aspekte der nachfolgenden deutschen Kulturgeschichte kontextualisiert, in deren Dunstkreis die Lieder Reisers entstanden. Natürlich kommen auch die Texte Reisers selbst in Haberls Buch ausführlich zur Sprache. Neben kürzeren Kommentaren zu jedem einzelnen Lied, wird jeweils immer ein Schlüsselsong in der erstaunlichen Vielschichtigkeit ausgeleuchtet, die der „beste Textdichter in deutscher Sprache“ wie Rio Reiser oft genannt wurde oftmals in seine Verse gesteckt hat. Eine Literatur- und Endnotenliste am Schluss des Buchs laden zu einer weitergehenden Beschäftigung mit dem Künstler ein.