Rezension eines begeisterten Lesers

 

Umschlag NACH FEUEREIN LITERARISCHES EREIGNIS VON POLITISCHER BRISANZ

RAINER POPPS NEUER ROMAN: NACH FEUER SCHMECKT DIE NACHT

Rainer Popp hat wieder ein Buch veröffentlicht. Wie jedes Mal ist dies für Eingeweihte ein Ereignis, auf das sie warten. Es ist immer eine intensive Begegnung, und intensiv ist auch der Autor selbst.

Zunächst einmal sieht er wirklich aus wie auf den allgegenwärtigen Fotos. Wer ihn je getroffen hat, der vergisst dieses Gesicht nicht – streng, versteinert, prophetisch – man spürt im Innern heiße Flammen lodern. Ein bewegtes Leben hat er geführt, und es geht natürlich noch weiter, mit einer hohen Dichte an herausragenden Leistungen und Erfolgen in den verschiedensten Berufssparten, aber sicher auch mit ein paar von jenen dunklen Momenten, die nur ganz wenigen in einem langen und reichen Arbeits- und Künstlerleben erspart bleiben. Ein Mensch eben. Geboren ein Jahr nach Kriegsende in Ostdeutschland, floh die Familie schon bald nach Westdeutschland; vielleicht war die im Osten drohende politische Verfolgung des Vaters der Auslöser jenes kompromisslosen Verlangens nach Wahrheit, das das lebenslange Schaffen von Rainer Popp wie ein roter Faden durchzieht. Mit fünfzehn begann er literarisch zu gestalten. Das merkt man allen seinen Büchern an – hier schreibt einer, der auch schreiben kann.

Neben seiner langjährigen Tätigkeit als wahrheitssuchender Journalist hat Rainer Popp eine ganze Reihe von Romanen geschrieben. Soweit ich sie kenne, sind sie alle zornig, wuchtig, existentiell. Da geht es ans Eingemachte und das, was den Menschen im Innersten umtreibt. Manchmal sind sie schwer erträglich. Intensiv eben. Neben Gedichten schafft er auch Bilder – vielleicht ist es in der Malerei, wo diese Dampfmaschine von einem Schreiber am ehesten zu sich selbst und zu innerer Ruhe kommt. In den Romanen jedenfalls nicht. Da droht der Dampfkessel stets vor Überdruck zu platzen.

Wie schreibt er denn eigentlich? Nicht wie Hesse (der ja auch malte), und auch nicht wie Hoffmannsthal. Seine Titel haben etwas von Simmel, der Inhalt erinnert mehr an Borchart. Auch der wusste elitären Kunstanspruch und unbedingten Willen zur Gestaltung mit einer guten Portion Deftigkeit zu verbinden. Die erotischen Stellen in Popps Büchern sind vielleicht etwas „alte Schule“, sie haben es aber auch heute noch in sich.

Nun zum jüngst erschienen Roman, „Nach Feuer schmeckt die Nacht“. Ein flammender Titel für einen brennenden Inhalt. Es ist – ist es das? – ein Schlüsselroman, der gewisse Zusammenhänge zwischen Vorgängen betrifft, die man so aus der Medienberichterstattung nicht kennt. Allerdings kann man die möglichen Personen, die von den Romanfiguren möglicherweise repräsentiert werden, wenn es denn so gemeint sein sollte, relativ leicht zuordnen. Da ist ein grüner Bundesminister namens Marc Nenndorf. Dieser hat seine wilde Jugendzeit hinter sich gelassen und in der Politik Karriere gemacht. Anders als sein Mitstreiter aus frühen Tagen, Klaus-Joachim Gerbert, der immer noch im Knast sitzt und hofft, dass gewisse Sachen nicht rauskommen. Dritter im Bunde ist der Europa-Abgeordnete Klier-Breuer. Er ist eher eine Randfigur im Romangeschehen.

Es soll nicht allzu viel verraten werden, denn das Buch soll ja möglichst viele Leser in seinen Bann ziehen – wer es in die Hand nimmt, kommt garantiert bis zum Ende nicht aus dem Staunen heraus. Anders als die übrigen Romane von Popp ist dieser nicht nur ein literarisches Ereignis. Er hat auch politische Brisanz und ist – möglicherweise – strafrechtlich relevant. Jedenfalls wenn es wirklich war, wie in dem Roman kunstvoll beschrieben. Aber darüber muss sich jeder sein eigenes Urteil bilden, die Leseratte wie der Staatsanwalt.

Vielleicht wird Rainer Popp auch diesmal nicht den Büchner-Preis bekommen. Aber warum eigentlich nicht? So gut wie Walser (Martin) schreibt er allemal, nur spannender. Er ist Wahrheitssucher, nicht Vernebler. Der Leser kann sich mindestens auf eine literarische Achterbahnfahrt erster Güte einstellen. Die Investition in den Erwerb des Buches wird er nicht bereuen. Man kann dem Buch nur weite Verbreitung wünschen.

Magdeburg, im Mai 2022

Hanno Müller-Lüdenscheidt (auch ein Pseudonym)

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